Meine Poesie entsteht durch mentale Bilder. Meine Poesie sucht danach sich in Worten auszudrücken und Bilder ins Außen zu bringen. „Poetry n photos“ (2020) vereint Bild und Lyrik.
Natureinklang
Wenn wir wie anderswo glauben würden
dass ein Stein eine Seele trüge
dass die Flut uns vor Schlimmerem warnte
dass der Baum uns weise vom Altern erzählte
wenn wir wie anderswo glauben würden
dass die Dürre uns absichtsvoll strafte
dass das Erdfrüchtemahl uns zur Saat anhielte
erklärten uns hiesige Anthropologen arrogant zu Urvölkern
belächelten uns in unserer Einfachheit
aus ihrem elfenbeinfarbenen Turm
wenn wir nicht mehr glauben würden
dass wir Eroberer von einst zu Recht verehrten
dass wir selbst hehre Herrscher wären
wüchsen wir zu beseelten Teilhaber*innen
fänden erfrischten Natureinklang
und überlebten und lebten
lebten gar
Verhaltensforscherin
Ich studiere ein Fabelwesen
im Licht spreizt es ein Pfauengefieder
berührt stellt es Stacheln auf am Kinn
hat es Angst knicken seine Beine rückseits
Flamingowesen
nachts galoppiert es richtungslos
sammelt Kristalle in seinem Bauchbeutel
im Winter hängt es kopfüber
an einem Eukalyptusbaum und summt
in einer Winternacht erschreck ich Dich
mit einer Leuchtdiode
und einer Herde Glühwürmchen
und berührt Dich sanft am Brustbein
und gurre vor Neugier
und mein Geweih färbt sich zebraschwarz
und weiß
Wolkenbildende Wassertröpchen
glitzern sich
entlang der Furche
zwischen unseren Schulterblättern
perlenschnurartig
erfüllter Tremor
– sanfter jetzt –
niedrig frequenter Beat und
wir schmecken
wir schmecken
nach Eruptionsgewittern
nach Funkenentladung
und wir sind
genau jetzt jetzt jetzt
perfekte Geometrie
ein neunzackiger Fraktalstern
wie ihn nur wir
erschaffen können
Grund
Nicht grundlos
ergründe ich
den Meeresgrund
nach Wochen
find ich
statt Atlantis
atemlose
Geschwister
Grund zur Verzweiflung
ist das
zur Trauer
seelenschmerzlich
Grund zum Zorn
ist das
zum Aufstand
unverzüglich